Bundesweiter Klimatatschlag vom 22. – 24. September im Jena
Am letzten Freitag waren wir bundesweit mit mehr als 1,4 Millionen Menschen auf der Straße! In Hannover waren es mehr als 40.000. Das war der bislang größte Streiktag in Deutschland. Während wir gemeinsam laut und deutlich gezeigt haben, dass wir die gegenwärtige Politik nicht mehr länger hinnehmen und für unsere Zukunft kämpfen, hat die Große Koalition ein Klimapaket verabschiedet, das kaum schlimmer hätte sein können und das bei weitem nicht ausreicht, um die Klimaziele zu erreichen, geschweige denn unsere Forderungen zu erfüllen. Die Notwendigkeit zu handeln ist größer denn je. Was genau das auch konkret für uns Studierende bedeutet wurde vor einigen Tagen beim bundesweiten Klimaratschlag der Students for Future diskutiert.
Am vergangenen Wochenende haben sich mehr als 100 Studierende aus 30 Städten über die nächsten Schritte der „Students for Future“ beraten. Zwei Monate lang wurde dieser bundesweite Klimaratschlag vorbereitet, der am Rande der Soziolog*innentagung „Great Transformation: Zukunft moderner Gesellschaften“ in Jena stattfand. In Seminarräumen der Friedrich-Schiller-Universität haben wir uns in Workshops, Podien und Vorträgen ausgetauscht, von unseren Erfahrungen berichtet und über die Zukunft der Fridays for Future Bewegung an den Universitäten diskutiert. Am ersten Tag gab es nach einer motivierenden Auftaktveranstaltung eine intensive Workshop-Phase; Themen waren unter anderem: Wie organisiert man eine Vollversammlung für mehr Klimagerechtigkeit an der Universität? Welche Rolle spielen Gewerkschaften für die Bewegung; wie können wir uns besser vernetzen und unsere gemeinsame Arbeit stärken? Wie organisieren wir uns bundesweit und ermöglichen einen besseren und direkteren Austausch um von einander zu lernen und den Druck auf die Politik durch gemeinsame Aktionen zu erhöhen? In dem darauf folgenden Podium haben wir gemeinsam mit einem Vertreter der Scientists for Future, einer Beschäftigten der Verkehrsbetriebe in Leipzig und dem Jenaer Soziologen Klaus Dörre über den gegenwärtigen Stand der Bewegung und mögliche Perspektiven diskutiert.
Schon im Rahmen einiger der Vollversammlungen, die mittlerweile an 16 Universitäten deutschlandweit von studentischen Ablegern der Fridays for Future Bewegung organisiert worden sind, haben wir als Studierende mehr Raum für kritische Lehre und eine sogenannte „Klimawoche“ gefordert, in der die Universitäten ihrem Lehrauftrag nachkommen und sich intensiv mit den Themen Umweltschutz und Klimagerechtigkeit auseinandersetzen sollen. Nachdem sich die Universitäten in vielen Städten mit der Fridays for Future Bewegung solidarisiert haben, aber die Kompetenzen und die Verantwortung zur Durchsetzung einer klimagerechteren Universität von sich weisen – unsere Forderungen also nicht ernst genug genommen und wenn überhaupt auch nicht so bald umgesetzt werden – haben viele Studierende in den letzten Wochen konkreter an einer Idee der Klimawoche gearbeitet und diese Idee am zweiten Tag des Klimaratschlags den anwesenden Aktivist*innen der Bewegung vorgestellt. Nach einer zweistündigen Generaldebatte, in der wir intensiv und kontrovers über das Konzept einer Klimawoche als nächstes großes und bundesweites Projekt der Students for Future diskutiert haben, konnten wir uns beinahe einstimmig auf folgende vorläufige Resolution einigen:
Mit FFF Aktiven aus über 30 Städten beschließen wir: trotzdessen 1,4 Millionen Menschen in Deutschland am 20.09. auf der Straße waren, beschließt die Bundesregierung ein Klimapaket, das der Dramatik der Klimakrise nicht gerecht wird! Our house is burning! Deshalb planen wir eine Klimastreikwoche an den Hochschulen vom 2. – 6. Dezember 2019. Die Hochschulen sollen still stehen und ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung gerecht werden. Tore auf für die Stadtgesellschaft, statt Lehrbetrieb veranstalten wir eine „Public Climate School“! Die Frage der Klimakrise, Klimagerechtigkeit und Gesellschaftstransformation muss endlich im großen Stil mit allen diskutiert werden. Hierfür streben wir eine Kooperation mit den Scientists for Future an und bemühen uns die Klimastreikwoche nicht nur bundesweit, sondern sogar europaweit bzw. international anzugehen!
Nach der Debatte haben wir uns in Arbeitsgruppen über die konkreten nächsten Schritte zur Organisierung der „Public Climate School“ beraten und erste Strukturen geschaffen um uns bundesweit absprechen und gegenseitig unterstützen zu können.
Zum Abschluss des Klimaratschlags haben wir gemeinsam an der Auftaktveranstaltung des Soziolog*innenkongresses teilgenommen und durften im Rahmen einer Rede unser Anliegen an mehr als 700 Wissenschaftler*innen aus der ganzen Welt richten. Viele von ihnen haben uns Unterstützung zugesichert und werden das Projekt einer Klimastreikwoche an ihren Universitäten begleiten.
Die Klimastreikwoche als „Public Climate School“ wird das nächste große bundesweite Projekt der Students for Future sein, in dessen Rahmen die Universität vom Elfenbeinturm zu einem öffentlichen Raum des Austausches wird; zu einer Bildungseinrichtung, die allen offen steht und in deren Rahmen wir selbst bestimmen können, womit wir uns als Studierende, Schüler*innen, Azubis und Lohnabhängige beschäftigen wollen. Wenn die Universität ihrer Verantwortung als Bildungseinrichtung nicht nachkommt und die gegenwärtige Krise, in der wir uns als Menschen weltweit befinden, nicht ernst genug nimmt, müssen wir uns den Raum selbst nehmen und uns gemeinsam mit dem Thema auseinandersetzen, das über unsere Zukunft als junge Generationen und als gesamte Menschheit entscheidet: die Klimakrise und die Frage danach, wie wir es schaffen können, die bevorstehende Klimakatastrophe abzuwenden.